LIMMATTALER ZEITUNG

10. Oktober 2010

Moorschneise birgt Zündstoff

Das Moor im Neeracherried sorgt für Polit-Knatsch.

Der Regierungsrat soll eine Vorlage für die Umfahrung des Neeracherrieds ausarbeiten, fordert eine Kantonsratskommission. Die Naturschützer schöpfen Hoffnung. In den Gemeinden aber brodelt es.


von Dominique Marty

 

«Für viel Geld eine Sanierung der Strasse durchs Neeracherried in Angriff zu nehmen, wenn diese Strasse später verlegt werden soll, ist sinnlos», sagt Thomas Hardegger, SP-Kantonsrat aus Rümlang und Präsident der kantonsrätlichen Kommission für Planung und Bau. Die Kommission hat dieser Tage eine Motion eingereicht und den Regierungsrat aufgefordert, eine Kreditvorlage für eine Umfahrung des Neeracherrieds auszuarbeiten. Auf die Sanierung der so genannten «Moorschneise», wie das der Kanton plant, sei dafür zu verzichten.

Die Kommissionsvertreter der CVP, EVP, FDP, GLP, der Grünen und der SP haben für den Vorstoss gestimmt. Einzig die SVP lehnt die Motion ab, weil die betroffenen Gemeinden die Linienführung der Umfahrung ablehnen.

«Die Umfahrung des Moorgebietes hat der Kantonsrat im Verkehrsrichtplan 2007 festgesetzt - entsprechend sind diese Pläne auch zu verfolgen», begründet Hardegger den Vorstoss. Weiter sei eine Sanierung auch juristisch umstritten, weil die Bestimmungen zum Moorschutz verlangen, dass «Beeinträchtigungen von Moorlandschaften bei sich bietender Gelegenheit aufgehoben werden». «Und der schlechte Zustand der Strasse ist eine solche Gelegenheit, die Strasse aufzuheben», findet Hardegger.

Jetzt liegt der Ball beim Regierungsrat. Dieser kann die Motion direkt annehmen und eine Vorlage für die Umfahrung ausarbeiten. Lehnt er die Motion allerdings ab, kommt sie vor den Kantonsrat. «Die Chancen, dass das Parlament dann dem Vorstoss grünes Licht gibt, stehen gut», schätzt Hardegger, «schliesslich wird sie von einer breiten Mehrheit unterstützt.»

Die Motion lässt auch Stefan Heller, Leiter des Naturschutzzentrums Neeracherried, wieder Hoffnung schöpfen. «Die Umfahrung im Richtplan wurde 2007 vom Kantonsrat unterstützt, diesen Auftrag muss das Amt für Verkehr nun auch ausführen.» Die Umfahrungspläne seien gut, sagt er, «auch in den Gemeinden werden dadurch einzelne Strassen entlastet». Wichtig aber sei jetzt, dass der Kanton mit den betroffenen Gemeinden auch das Gespräch suche.

In den Gemeinden erntet der Vorstoss der Kantonsratskommission allerdings keinen Applaus. «Wir sind nicht gegen den Naturschutz», stellt Luzius Hartmann, Gemeindepräsident von Niederglatt, klar. «Aber eine Umfahrung bedeutet eine Mehrbelastung an Lärm und Verkehr für die Gemeinden Neerach, Höri und Niederglatt.» Und diese Gemeinden seien bereits durch den Fluglärm stark belastet und in ihrer Entwicklung eingeschränkt. «Ich hoffe, dass der Kanton in Sachen Umfahrung auch auf die Bedürfnisse der Gemeinden hört», sagt Hartmann, «es geht nicht an, wenn diese gegen den Willen der Betroffenen umgesetzt wird. Dagegen werden wir uns mit allen Mitteln wehren.»

(Limmattaler Zeitung)