November 2011 - Und wieder heisst es in der Flughafenwerbung zur Abstimmung vom 27.11.11: „Arbeitsplätze und Wohlstand im Kanton Zürich verlieren“.  Einen Zusammenhang herzustellen zwischen Pistensystem und Arbeitsplätzen ist nachweislich falsch. Heute werden 270‘000 Flugbewegungen auf den drei Pisten abgewickelt, 350‘000 Bewegungen wären möglich. Kein einziger Arbeitsplatz ist durch den Ausbaustopp für Pisten betroffen und neue können weiterhin entstehen, wenn der Luftverkehr so zunimmt, wie sich die Flughafenverantwortlichen dies wünschen. Es muss aber konstatiert werden, dass seit 2001 – dem Grounding der Swissair – wohl die Zahl der Passagiere, aber nicht die der Flugbewegungen zugenommen hat. 315‘000 Bewegungen sind im Jahr 2000 abgewickelt worden, bis dies je wieder der Fall sein wird, wird es noch Jahre dauern.

 

Diese Art von Werbung mit der Drohung des Arbeitsplatzverlustes ruft aber bittere Erinnerungen an frühere Abstimmungen um den Flughafen hervor. Im Jahr 1993 ist über die Volksinitiative „für einen massvollen Flugverkehr“ abgestimmt worden. Es wurde gedroht, dass die Initiative Tausende von Arbeitsplätzen gefährden würde, so dass nur die Ablehnung die Arbeitsplätze sicherte und im Übrigen wären ja gar keine Ausbaupläne in Vorbereitung. Die Initiative wurde verworfen und unverzüglich wurden die Pläne für die 5.Ausbauetappe aus der Schublade gezogen. Gleichzeitig wurden in den Betrieben der SAir Group umfangreiche Umstrukturierungen mit grossem Arbeitsplatzabbau eingeleitet. Es wurden so viele Angestellte entlassen oder frühpensioniert, dass notfallmässig im Ausland Personal gesucht werden musste.

In der Abstimmung zur 5. Bauetappe im Juni 1995 wurde der Bevölkerung um den Flughafen erklärt, es würden nicht mehr als 250‘000 Flugbewegungen auf dem ausgebauten Flughafen abgewickelt. Schon bei Baubeginn war diese Zahl bei weitem überschritten.

Wir erleben als Einwohnerinnen und Einwohner der näheren Flughafenumgebung eine Informationspolitik der Flughafenverantwortlichen, der man aus langjähriger Erfahrung kaum mehr trauen kann:

-          Dem Sachplan Infrastruktur Luftfahrt –Objektblatt Zürich vom 2.2.2010 entnehme ich, dass man letztes Jahr bereits mit 299‘000 Bewegungen gerechnet hat. Da liegen sie fast 100% daneben. Wie sollen nun innert 10 Jahren nochmals 130 000 Bewegungen dazukommen, wenn seit dem Grounding 2001 die Bewegungszahl praktisch gleich geblieben ist?

-          Der SIL-Bericht behauptet, die Westpistenverlängerung würde zu weniger lärmbelasteten Personen führen. Ein unabhängiges Gutachten beurteilt die Berechnung als unwissenschaftlich und mit einer Fehlerquote von 32% behaftet. Keine der beschriebenen Varianten könne als signifikant lärmgünstiger bezeichnet werden.

-          Eine verlängerte Piste 10/28 würde vor allem für Landungen genutzt. Dies haben man doch der Bevölkerung im Nordosten auch versprochen bevor die Piste 14/32 gebaut wurde. Jetzt soll sie mit einer Verlängerung zu einer vollwertigen Startpiste ausgebaut werden.

Wir haben einen gut funktionierenden Flughafen mit einer grosszügigen Entwicklungsreserve für den Luftverkehr. Wenn wir jetzt dem Flughafen mit dem Verbot für den Aus- und Neubau von Pisten klare Rahmenbedingungen setzen, schützen wir ihn vor sinnlosen Investitionen von 2.4. Mia. (SIL-Bericht) und alle erhalten Planungssicherheit: Die Gemeinden, die Liegenschaftsbesitzerinnen und Mieter, aber insbesondere auch der Flughafen.