November 2009 - Frage ich in meinem Bekanntenkreis herum, wie es ihnen so geht in der Rezession, erhalte ich entweder zur Antwort: „ Schlecht, wir haben schon seit Monaten Kurzarbeit und es werden weiter Stellen gestrichen“ oder  „ Ich spüre nichts, im Gegenteil ich muss Überstunden machen wie noch nie, eingestellt wird aber niemand“.

 

Wie passt das zusammen? Eigentlich ist es die dümmste Situation, die für die Betroffenen möglich ist. Die Verteilung der Arbeit ist ungerecht und zudem wird verhindert, dass sich ein vermehrter Binnenkonsum für die Ankurbelung der Wirtschaft entwickelt: Wer weniger verdient, wird kaum mehr ausgeben können und wer permanent überlastet ist, findet keine Zeit, um ausserordentliche Ausgaben zu tätigen. Natürlich ist es verständlich, dass die Personalverantwortlichen in den Betrieben zögern, in unsicherer Zeit trotz guter Auslastung zusätzliches Personal einzustellen. Nur, unter dieser Situation leiden sowohl die Stellenlosen wie die überlasteten Personen. Die tägliche Arbeit ist nicht nur das Übel, dem wir uns beugen müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen, - die Arbeit ist in hohem Masse auch für das Selbstwertgefühl verantwortlich und schafft Prestige in der Gesellschaft. Die Überlastung im Betrieb führt häufig zu Problemen; sei es weil die Zeit für die Familie fehlt, die Erholung zu kurz kommt oder weil man sich in der Angst um die Stelle nicht getraut, sich für die Einhaltung der Spielregeln einzusetzen.

Zusätzlich ist in den letzten Jahren die Differenz zwischen den höchsten und niedrigsten Einkommen massiv gewachsen und in der gegenwärtigen Situation geht die Lohnschere noch weiter auf.

Die Folgen der Finanzkrise müssen aber in erster Linie die einzelnen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die exportabhängigen Unternehmer ausbaden.  Nach den Schuldigen, die die heutige Krise verursacht haben, fragt jedoch schon lange niemand mehr. Im Gegenteil, die Lohnbezüge der Bankmanager steigen bereits wieder in unanständige Höhen. Und die Aufrufe, dass mit gesetzlichen Regeln zu verhindern sei, dass sich eine solch beispiellose Bedrohung für die Gesamtwirtschaft wiederholen könne, verpuffen bereits wieder. Dabei hat die Allianz aus „Links – Rechts – Wirtschaft“ mit den Vertretern Levrat, Blocher und Hayek die Aufteilung der Grossbanken in kleinere Einheiten gefordert.  Die Bereiche, die für unsere Volkswirtschaft wichtig sind, müssen vom „Casino-Teil“ des Bankgeschäfts getrennt werden. Doch die Grossbanken verfügen offenbar über genügend Lobbyisten im Parlament, die solche Veränderungen verhindern.

Die Folgen der Gier einiger Investmentbanker bekommen wir Steuerzahlerinnen und Steuerzahler alle zu spüren. Mit den Arbeitslosen und sinkenden Einkommen verringern sich die Steuereinnahmen. Auf der anderen Seite steigen die Sozialausgaben. Gerade jetzt wird das Geld noch knapper, wo doch wenigstens die öffentliche Hand die Wirtschaft mit Aufträgen stützen sollte. Gewinnen kann in dieser Situation nur eine Branche: Müssen sich Kantone und Gemeinden nämlich zusätzlich verschulden, können die Banken an den Darlehen wieder verdienen.

Thomas Hardegger