RÜMLANGER

DONNERSTAG, 20. MÄRZ 2008

Gemeinden kämpfen gegen unliebsame Betriebsvarianten am Flughafen

Bündnis gegen den Bau neuer Flugpisten

Keine Parallelpiste und kein Ausbau der Westpiste: Zehn Anrainergemeinden treten gemeinsam gegen mögliche Ausbauszenarien am Flughafen auf.

Steffen Riedel

Die Anrainergemeinden um den Flughafen Kloten verbindet ein gemeinsames Ziel: Das Pistensystem soll nicht verändert oder ausgebaut werden dürfen. «Wir hoffen, dass wir durch diesen Schulterschluss mehr Gehör bei der Regierung finden», erklärte Gemeindepräsident Thomas Hardegger letzte Woche in Rümlang. Das Bündnis will sich in der Diskussion um mögliche neue Betriebsvarianten am Flughafen Zürich gegen Neu- und Ausbauten von Start- und Landebahnen stark machen.

Hardegger, der Bülacher Stadtrat Hanspeter Lienhart und der Bachenbülacher Gemeindepräsident Franz Bieger hatten die Medien nach Rümlang geladen, um den «Schulterschluss» bekannt zu machen. Hardegger bezeichnete das Vorgehen der Anrainer dabei als «Meilenstein in der Flughafenpolitik».

Pistensystem nicht verändern

Das Bündnis besteht aus Bachenbülach, Bülach, Höri, Kloten, Niederglatt, Niederhasli, Oberglatt, Rümlang und Winkel. «Unterstützt werden wir auch von Hochfelden», so Hardegger.

Ziel der zehn Gemeinden ist es, sich mit einer Stimme in die Diskussion um die drei möglichen künftigen Betriebsvarianten für den Flughafen Kloten einzubringen. Gekämpft werde für die «am wenigsten schlimmste» Variante E, die im Kanton mehrheitsfähig sei. «E» basiert auf dem heutigen Pistensystem und in etwa auf dem aktuellen An- und Abflugregime. Die Hauptlast der Emissionen trügen wie bisher also der Norden, Westen und Osten.

Eine Option von «E» ist ausserdem auch der gekröpfte Nordanflug. Die Variante könnte also so angepasst werden, dass Süddeutsche und Südschneiser möglichst wenig Fluglärm ertragen müssten. Mehr als 320 000 Flugbewegungen im Jahr wären mit «E» nicht möglich.

In Sachen Raumplanung und Lebensqualität hätte die Variante aus Sicht der Gemeinden deshalb die erträglichsten Auswirkungen für die Region. Sowohl die Gemeinden als auch der Wirtschaftsmotor Airport könnten sich weiterentwickeln, sagte der Bülacher Stadtrat Hanspeter Lienhart. «Die Gemeinden am Flughafen beweisen seit 50 Jahren, dass sie hinter dem Luftverkehr stehen. Das werden wir auch künftig tun.»

Ausbauten undenkbar

Die Gemeindevertreter liessen keinen Zweifel daran, dass sich ihr Bündnis notfalls durch alle Instanzen gegen Änderungen am heutigen Pistensystem einsetzen werde.

Die im Rahmen des SIL (Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt) geprüften weiteren Betriebsvarianten «J» (Pistenverlängerung West/Ost) und «P» (Parallelpiste zwischen Kloten und Bülach) sollten also nicht weiterverfolgt werden. Denn die Überlegungen zu diesen kapazitätserweiternden Varianten basierten teils auf falschen oder lückenhaften Studien. Ausserdem, so Bachenbülachs Gemeindepräsident Franz Bieger, seien sie für die Ortschaften um den Flughafen katastrophal. Während «J» und «P» den Süden entlasten würden und dort dementsprechend populär sind, würden sie Teile des Unterlands unbewohnbar machen, Bauen wäre verboten, die Bevölkerung würde abwandern.

Nicht erst die Realisierung neuer Pisten, bereits die nun angedachten raumplanerischen Vorkehrungen hätten diese katastrophalen Auswirkungen auf die Flughafenregion.

Ebenfalls letzte Woche haben die Vertreter der Anrainergemeinden ihren Standpunkt an einer Konferenz der Zürcher Gemeinden mit der Volkswirtschaftsdirektion in Zürich klar gemacht.