Tages Anzeiger

Freitag, 30.09.2011 Zürich

Christian Wüthrich

Parkieren am Flughafen ist teuer. Davon profitieren Vermieter von billigen Abstellplätzen in der Umgebung. Doch ihr System verstopft die Strassen.

 

Die meisten Flugreisenden fahren mit dem privaten Fahrzeug zum Flughafen. Weil in den Parkhäusern direkt am Flughafen gesalzene Gebühren verlangt werden, weichen immer mehr Ferienhungrige und Geschäftsreisende auf externe Parkplätze aus, auch als Valet-Parking bekannt. Kostet eine Woche im offiziellen Parkhaus 208 Franken, verlangen Dritte ausserhalb des Flughafens nur einen Bruchteil davon.

Doch die billigen Parkplätze stören die Bevölkerung immer mehr. Vor kurzem entstand ein neuartiges Parkplatzbusiness, das noch mehr Fahrten verursacht. Um den teuren Parkhaustarifen am Flughafen zu entgehen, nehmen Agenten von den Valet-Parking-Firmen die Autos von Reisenden auf der Vorfahrt beim Check-in in Empfang und fahren sie auf Abstellplätze in den Nachbargemeinden.

Billigparkplätze um den Flughafen sind den Nachbargemeinden ein Dorn im Auge

Anfrage an Regierungsrat

«Diese Valet-Parking-Angebote unterlaufen die Vorgaben des Bundes», sagt Thomas Hardegger, SP-Gemeindepräsident von Rümlang und Kantonsrat. Der sogenannte Modalsplit sieht vor, dass mindestens 42 Prozent der Reisenden, Angestellten und Besucher mit dem öffentlichen Verkehr zum Flughafen anreisen sollen.

Wie viele andere Gemeinden um den Flughafen stemmt sich Rümlang entschieden gegen noch mehr Verkehr und möchte keinen zusätzlichen Lärm und mehr Abgase durch Billigparkierer ertragen müssen. «Mit solchen externen Valet-Parkings verfügt der Flughafen plötzlich über viel mehr Parkplätze als vom Bund erlaubt», sagt Hardegger.

Zusammen mit den SP-Kantonsratskollegen Ruedi Lais und Priska Seiler Graf hat er kürzlich eine Anfrage an den Regierungsrat gestellt. Darin wollen die drei Unterländer Politiker wissen, wie es um Bewilligungen steht – ähnlich einer Taxikonzession für Zubringerfahrten mit Kunden, wo Valet-Parkplätze überhaupt zulässig sind und welche Boden- und Gewässerschutzbestimmungen gelten.

Weko wollte externe Anbieter

2006 büsste die Wettbewerbskommission des Bundes die Flughafenbetreiberin wegen marktbeherrschender Stellung rund ums Parkieren am Flughafen. Daraufhin musste die Flughafen AG Konzessionen an Valet-Parking-Firmen vergeben. Heute haben drei solche Anbieter eine Konzession.

Findige Unternehmer haben erkannt, dass es auch ohne Konzession geht, und locken noch einmal mit billigeren Angeboten. In Bassersdorf entstanden an mehreren Orten neue Parkplätze. Unter anderem auf dem Grundstück eines Bauernhauses in der Wohnzone und nahe der Sportanlage BXA, wo eine Wiese plötzlich zum Kiesparkplatz wurde, wie die beiden Senioren Christoph Wiggenhauser und Guido Ruckstuhl beobachteten. «Das ist doch nicht zulässig», empören sie sich. Sie sagen, dass das Grundstück ursprünglich als Lagerplatz für Baumaterial bewilligt worden sei und jetzt zum Parkplatz umfunktioniert wurde.

«Nicht im Interesse der Gemeinde»

Patrik Baumgartner, Leiter der Bauabteilung von Bassersdorf, ist das bekannt. Allerdings mochte er nichts zu den einzelnen Fällen sagen, ausser, dass der Parkingbetrieb nicht im Interesse der Gemeinde liege. Baumgartner wünscht sich zudem eine klare Regelung seitens des Kantons. Momentan können die Gemeinden nicht viel dagegen ausrichten. Es sei denn, es liegen klare Verstösse gegen die Umweltauflagen oder Nutzungsvorschriften vor.

In Bassersdorf werde diesbezüglich einiges abgeklärt, deutet Baumgartner an. Die Bassersdorfer Gemeindepräsidentin Doris Meier (parteilos) sprach gegenüber dem Kanton gar von einer «Blechlawine» und dass ihre Gemeinde «leider ein Paradebeispiel» geworden sei, wenn es darum gehe, die Kapazitätsgrenzen der Strassen in der Flughafenregion aufzuzeigen.

Neues Gesetz solls regeln

Beim Kanton ist man sich des Problems bewusst. Dem Wildwuchs von nicht erwünschten – weil nicht in der Rahmenkonzession bewilligten – Flughafen-Parkplätzen will die Baudirektion mit neuen Paragrafen im Planungs- und Baugesetz beikommen. 2012 sollen die Vorschläge aus der Baudirektion dem Kantonsparlament zur Behandlung vorgelegt werden, sagte ein Sprecher.

Auf ein neues Gesetz braucht Opfikon nicht zu warten. Die Gemeinde scheint bereits ein Mittel gegen Valet-Parking gefunden zu haben. «Ohne Hauptnutzung – keine Parkplätze», sagt Marcel Angele, Leiter der Abteilung Hochbau. Dieser Grundsatz werde aus der Parkplatzverordnung der Stadt abgeleitet und bedeute nichts anderes, als dass nur Parkplätze bewilligt würden, die im Zusammenhang mit einem Hotel, Malerbetrieb oder sonst einem Geschäft benötigt würden. Nicht aber Parkplätze zum Geldverdienen.