Ein Kalenderjahr neigt sich dem Ende zu - ein neues voller Erwartungen wartet bereits. Was bleibt vom alten Jahr - was wird uns auch zukünftig beschäftigen?

Auch bei uns in Rümlang haben sicher die Flüchtlingsströme das Problembewusstsein gegenüber den Menschen aus den Krisengebieten Syrien, Eritrea, Afghanistan und afrikanischen Ländern verändert. Bisher haben deren Nachbarstaaten Millionen von Flüchtlingen aufgenommen, denn die industrialisierte Welt hat sich bisher unfähig oder unwillig gezeigt, die Kriegsgebiete zu befrieden. Die Nachbarländer der Krisengebiete, selber arm genug, beklagen sich zurecht über die mangelnde Solidarität der reichen Länder. So befinden sich Millionen von Menschen auf abenteuerlichen Fluchtrouten, um Hunger, Krieg und Unterdrückung zu entfliehen – dorthin, wo es den Menschen scheinbar an nichts mangelt.

 

Die Welt ist mit Handel, Telekommunikation und Reiseverkehr klein geworden und so offensichtlich ist damit auch die Mitverantwortung der reichen Welt am Elend: Waffenlieferungen an Diktatoren; Ausbeutung von Rohstoffen; Milliarden für fossile Brennstoffe an kriegshetzende Herrscher; geduldete Schlepperbanden als skrupellose Profiteure des Flüchtlingselends.

Der Flüchtlingsstrom versiegt erst, wenn es gelingt, die Krisengebiete zu befrieden; und solange weiterhin Geld und Waffen in die Unruhegebiete gelangen, ist den bei uns Gestrandeten die Rückkehr verwehrt. Wirkungsvolle und bedingungslose Hilfe vor Ort ist deshalb notwendig, denn bis anhin fliessen noch immer für jeden Franken öffentlicher Entwicklungshilfe in die dritte Welt zwei Franken Gewinn zurück in die Schweiz. Bis eine Heimkehr möglich ist, bleibt es als reiches Land unsere Pflicht, die Hilfsbedürftigen menschenwürdig zu unterstützen. Am Ende des 2.Weltkrieges, beim Ungarnaufstand und während des Balkankrieges haben wir bewiesen, dass wir grosse humanitäre Hilfe ohne persönliche Einschränkungen leisten können.

Auch das zweite bestimmende Thema führt uns zu Erdöl und Flüchtlingsströmen. 2015 wird das wärmste Jahr sein, seit die Wetterdaten aufgezeichnet werden. Die Bundesstellen sehen wegen der Erderwärmung dramatische Folgen für die Schweiz voraus: Hitzewochen in Städten, Sommertrockenheit, mehr Hochwasser und Hangrutsche, steigende Schneefallgrenze, Veränderung der Arten sowie Ausbreitung von Schadorganismen und Krankheiten. Als reiches Land können wir allenfalls mit technologischer Hilfe schützende Aufenthalts- und Produktionsflächen schaffen. Und die armen Länder? Die Dürre wird die vom Hunger bedrohten Menschen erst recht zwingen, ihre Heimat zu verlassen?

Die armen Länder sind nicht für die Klimaerwärmung verantwortlich. Sie haben aber die dramatischsten Folgen zu tragen. Wir haben das Wissen und die Mittel, den CO2-Ausstoss mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien zu verringern. Wir können es uns leisten, neue Technologien bei uns zu fördern und einzusetzen. Eine innovative, wettbewerbsfähige Wirtschaft könnte dazu mit Wissenstransfer und emissionsarmen Produktionsmitteln in der dritten Welt Existenzgrundlagen für Tausende von Menschen schaffen.

Wir haben in Rümlang für die Unterbringung der Flüchtlinge pragmatische, aber anständige Lösungen gefunden, und auch bei der Bewältigung der Klimaveränderung vermögen wir unseren Beitrag zu leisten. Die nächsten Jahre verlangen von uns wohl zusätzliche Anstrengungen. Diese bewältigen wir mit Zuversicht und Improvisation - aber vor allem auch unverkrampft und mit einem offenen Herz.