Zürcher Unterländer

18. Dezember 2010

Randwirbel

Das Weihnachtsgeschenk folgt erst im Herbst 2011!
Die Mitwirkung der Bevölkerung und der Behörden im SIL-Prozess für den Flughafen Zürich hat ein vorläufiges Ende gefunden. Der Bund wird die Eingaben auswerten und das Objektblatt behördenverbindlich festsetzen.
Mir hat das über 10-jährige Verfahren neben vielen fachlichen Auseinandersetzungen mit den gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnissen der schweizerischen Luftfahrt auch einige sehr persönliche Erkenntnisse gebracht:

• Die Grundlagen zum SIL-Prozesse, insbesondere die Wachstumsprognosen, haben alle Forderungen zum Entwicklungsspielraum – je länger das Verfahren gelaufen ist – immer absurder werden lassen. Die gescheiterte Hunter-Strategie der seligen Swissair bildet immer noch in moderat angepasster Form die Basis für die im SIL implementierten Wachstumsphantasien. Das bestehende Pistensystem vermag noch über Jahrzehnte hinaus alle realistisch beurteilten Bedürfnisse an einen City-Hub befriedigen.

• Für den Konzessionär, die Flughafen Zürich AG, bildet die Organisation des Luftverkehrs je länger je mehr nur mehr eine lästige – immerhin noch Image tragende - zu erfüllende Verpflichtung. Alle Investitionen ins Geschäft mit Einkaufs-, Event- und Dienstleistungszentren sind für die Flughafen Zürich AG viel lukrativer.

• Der Zürcher Regierungsrat wehrt sich nun auch – hoffentlich so konsequent wie angekündet – auf Druck der Flughafengemeinden und ihrer Bevölkerung gegen die Aufweichung der Nachtruhe. Der Beschluss, die Pistenverlängerungen als Option zu unterstützen, schwächt jedoch die Position in den Verhandlungen mit Deutschland um die Anflugverfahren.

• Die swiss - eine deutsche Firma mit Sitz in Zürich übt - auch mit Abwanderungsdrohungen - Druck auf alle Behörden und die Flughafen Zürich AG aus, damit die Betriebszeiten ausgedehnt und die Gebühren ihren Wünschen entsprechend ausgestaltet werden.

Voraussichtlich im November werden die Zürcher Stimmberechtigten eine wichtige Entscheidung zur Entwicklung des Flughafens fällen, - bei der Volksabstimmung über die Behördenintiative gegen Pistenausbauten. Die Ergebnisse des SIL-Prozesses sind für die Flughafengemeinden kein Weihnachtsgeschenk. Ein positives Abstimmungsresultat zur Behördeninitiative könnte eines für 2011 werden.

Thomas Hardegger, Gemeindepräsident Rümlang, Kantonsrat