Von Florian Schaer.

Unbekannte haben die Fahne vor dem Rümlanger Gemeindehaus entwendet. Noch hofft das Dorf, der Täter werde sie wieder hinlegen.

 

Rümlang vermisst das handgestickte Einhorn
An den drei Masten vor dem Gemeindehaus Rümlang wehen seit Anfang Woche nur noch die Bundes- und die Kantonsfahne. Der dritte Mast steht nackt in der Landschaft. Nun rätselt die Gemeinde, wer nur so dreist sein und eine Gemeindefahne klauen könnte?

Dabei sei die Fahne für den Dieb doch nutzlos, sagt Gemeindeschreiber Giorgio Ciroli. Und mit den Massen 1,80 Meter auf 2 Meter sei sie übermässig gross. «Die würde doch an der Fasnacht oder als Fan-Fahne bei Sportveranstaltungen sofort auffallen», sagt er. Er frage sich, was jemand anderes damit anfangen wolle, als sie in der Garage zu verstecken. Solche Diebstähle haben für ihn genau so wenig Nutzen, wie das Besprayen von Wänden.

Drei Wochen am Mast

Die Tat muss in der Nacht auf Sonntag begangen worden sein. «Samstag war ich so gegen 22 Uhr noch kurz in der Verwaltung beschäftigt und eine fehlende Fahne wäre mir aufgefallen», sagt Ciroli. Am Montagmorgen habe ihm dann der Werkarbeiter gemeldet, dass die Einhornfahne seit Sonntag weg sei. Die Zürcherfahne war zwar noch da, allerdings bereits eingeholt und oben abgehängt. «Der Dieb muss erwischt oder anderweitig gestört worden sein», sagt Ciroli.

Lange war die gestohlene Fahne zu diesem Zeitpunkt nicht am Mast gewesen. «Die alten Fahnen waren in die Jahre gekommen und verblichen. Vor etwa drei Wochen haben wir sie ersetzt.» Kostenpunkt: 600 Franken. «Eigentlich dachten wir, das sei gar nicht möglich, die Fahnen so ohne Weiteres abzuhängen», sagt Ciroli, «aber offenbar geht das doch.» Inzwischen hat der Gemeinderat den Fahnenklau im Verhandlungsbericht publik gemacht. «Die Flagge kann mit derselben Anonymität vor das Gemeindehaus gelegt werden», sagt der Gemeinderat. Vielleicht taucht das weisse Einhorn auf rotem Grund heute Samstag oder morgen Sonntag wieder auf – am lokalen Grümpelturnier. Derweil sorgte die Redaktion des «Zürcher Unterländers» in Rümlang für Ersatz: Sie beschenkte den Gemeindepräsidenten Thomas Hardegger (SP) mit einem kleineren handgestickten Einhorn auf rotem Untergrund – ein Fundstück aus dem Brockenhaus.

Tages-Anzeiger, 24.6.2011